Floating like white clouds in the dusty grey sky.
Picking disproportionate red flowers.
Thorns between my legs.
Paralyzed - pressed lips and hips.
Slowly moving along the green canal.
Praying for the colors to come back.
Dienstag, 16. August 2011
Sonntag, 31. Juli 2011
Blood Sistas
Von London nach Leipzig. Zwischenhaltestelle Berlin Schönefeld. Natürlich hatte ich fast den Flug verpasst, denn Züge in London sind nicht gerade zuverlässig. Doch nicht nur ich wäre fast am Luton Airport gestrandet, sondern auch die blonde Tussi, die sich tief schnaufend in den Mittelsitz zwischen mir und einem Neueuropäer fallen liess. 'Ob sie denn Angst hätte vor dem Fliegen und desshalb so schnaufe?' , so die total verblödete Anmache des Neueuropäers. Nerv! Ich wandte mich meinem 'Psychology of Meditation' Buch zu.
Auch die Tussi war genervt und drehte ihren Körper bald etwas zu nahe zu mir und schaute gleich tief und schon fast etwas zu aufdringlich, hoffnungsvoll in meine Augen. Ihre eigenen Augen rieb sie sich zwanghaft, jedoch nicht mit ihren Fingern, sondern gleich mit beiden vollen Handflächen. Sie sei Australierin und vor einem Jahr von London nach Berlin gezogen. Ausserdem schreibe sie für das Australische Marie Claire und zudem am letzten Kapitel ihres zweiten Buches, erzählte sie mir sofort und ungefragt. 'Dann sprichst du wohl schon etwas Deutsch' , fragte ich sie lächelnd. Sie zurück grinsend: 'Did you just call me cunt?'
Irgendwie erinnerte sie mich die gute an die junge Courtney Love: verrauchte Stimme, eine extrem sexuelle, leicht männliche Ausstrahlung, üppige Brüste, wunderschön geschwungene Lippen und dicke blonde Haare. Genau die Art von Frau, die, bevor sie den Mund aufmacht und die Beine beim Sitzen etwas zu breit aufschlägt, wohl bei fast jedem Mann erst Heiratsphantasien, Sekunden später jedoch nur noch Fickphantasien auslöst. Auch ich ertappte meinen Geist dabei, wie er sich für den Bruchteil einer Sekunde vorstellte, wild mit Courtney 2 rumzuknutschen. Und sogar der etwa zweijährige Junge vor uns stellte sich entschieden und provokativ auf den Sitz vor uns, starrte Courtney direkt ins Gesicht, fing an zu sabbern, und griff die ganze Zeit in ihre Richtung.
Ob das denn nicht langweilig sei, für so eine angepasste behinderte Frauenzeitschrift zu tippen, wollte ich von ihr wissen. 'Überhaupt nicht', so Courtney. Sie schreibe viel über Sex, das sei ganz interessant. Sie hätte auch mal einen Artikel über Fetishclubs gefasst und zwecks beruflicher Observation damals auch einen dieser Orte besucht. Nun sei sie ganz angefixt von diesem Zeitvertreib, ziehe sich nun an manchen Abend extrem aufreizend an, und tigere dann ins Berliner Kitcat. Es mache ihr Spass, sich Margherita schlürfend Frauen reinziehen, die neben der Bühne einfach mal so gefistet werden. Früher hätte sie auch Sexbücher geschrieben, wisperte sie verämt und ganz leise in mein Ohr, durch das Internet sei diese Branche heute jedoch mehr oder weniger vernichtet, bzw. deshalb inexistent.
Der zweijährige sabbernde Junge fing nun plötzlich an zu schreien und ich fragte Courtney ton- und themagerecht: 'Have you ever thought of marrying and having children some day?' Gerade hatte ich diese Frage gestellt, da sah ich mich als Stellvertretung der Vereinigung Stepfordwives und Adenauerzeit antifeministisches Bewusstsein auf einer Bühne hinter einem Redepult stehend Courtneys etwas anderen Lebensstil anklagend - waere das ein Film, hätte ich mich auch gleich mit Photoshop schwarz-weiss eingefärbt.
Ihre Antwort fällt mir nicht mehr ein - ich war wohl zu stark von ihren Lippen abgelenkt. Ist aber eigentlich auch egal. Was jedoch hängen geblieben ist, ist ihre trockene Aussage, dass nach neuesten statistischen Berechnungen in 10 Jahren 35 Prozent der Frauen kinderlos, unschwanger und unverheiratet sein werden.
Au Backe, ich wusste nicht so recht, was ich jetzt sagen sollte. Schockieren tut das nämlich jede Singelfrau, die auf die dreissig zugeht und mir wurde schlagartig klar, dass ich schon angefangen hatte, mich mit dieser coolen New Age Frau zu identifizieren. Nicht mit dem Sexgeschwafel, -geschreibe und den dazugehörigen Praktiken. Doch mich ihrer Gitarren zerschmetternden rebellischen Energie und fuck you society punkrock Einstellung. Und es hatte sich gut angefühlt. Ein heimlicher Flugzeug Schwesternschwur, nur ohne Blut, hatte ich mental unterbewusst und freudianisch schon geschlossen. Und dann platsch, boom, bäng, die Realität kickte ein: mein neurotisches 'Ich' fühlte sich plötzlich zehn Jahre älter und somit statistisch gesehen zu 35 Prozent 39 jahre alt und kinderlos. Gerade wollte ich anfangen zu hyperventilieren und mich in die Opferrolle unserer kaputten Gesellschaft kuscheln, da kam ich (universumseidank) wieder zu Bewusstsein und dachte ein mal mehr: Fuck 'em all! I'm dam happy and just got a new flat with garden. Und zum Gitarre spielen hat mich Courtney auch gerade inspiriert. Love, I love you! - Guess I just wasn't born to be a cinda-fucking-rella und meine 65 prozentigen Kinder werden mich hoffentlich mal dafür lieben.
Auch die Tussi war genervt und drehte ihren Körper bald etwas zu nahe zu mir und schaute gleich tief und schon fast etwas zu aufdringlich, hoffnungsvoll in meine Augen. Ihre eigenen Augen rieb sie sich zwanghaft, jedoch nicht mit ihren Fingern, sondern gleich mit beiden vollen Handflächen. Sie sei Australierin und vor einem Jahr von London nach Berlin gezogen. Ausserdem schreibe sie für das Australische Marie Claire und zudem am letzten Kapitel ihres zweiten Buches, erzählte sie mir sofort und ungefragt. 'Dann sprichst du wohl schon etwas Deutsch' , fragte ich sie lächelnd. Sie zurück grinsend: 'Did you just call me cunt?'
Irgendwie erinnerte sie mich die gute an die junge Courtney Love: verrauchte Stimme, eine extrem sexuelle, leicht männliche Ausstrahlung, üppige Brüste, wunderschön geschwungene Lippen und dicke blonde Haare. Genau die Art von Frau, die, bevor sie den Mund aufmacht und die Beine beim Sitzen etwas zu breit aufschlägt, wohl bei fast jedem Mann erst Heiratsphantasien, Sekunden später jedoch nur noch Fickphantasien auslöst. Auch ich ertappte meinen Geist dabei, wie er sich für den Bruchteil einer Sekunde vorstellte, wild mit Courtney 2 rumzuknutschen. Und sogar der etwa zweijährige Junge vor uns stellte sich entschieden und provokativ auf den Sitz vor uns, starrte Courtney direkt ins Gesicht, fing an zu sabbern, und griff die ganze Zeit in ihre Richtung.
Ob das denn nicht langweilig sei, für so eine angepasste behinderte Frauenzeitschrift zu tippen, wollte ich von ihr wissen. 'Überhaupt nicht', so Courtney. Sie schreibe viel über Sex, das sei ganz interessant. Sie hätte auch mal einen Artikel über Fetishclubs gefasst und zwecks beruflicher Observation damals auch einen dieser Orte besucht. Nun sei sie ganz angefixt von diesem Zeitvertreib, ziehe sich nun an manchen Abend extrem aufreizend an, und tigere dann ins Berliner Kitcat. Es mache ihr Spass, sich Margherita schlürfend Frauen reinziehen, die neben der Bühne einfach mal so gefistet werden. Früher hätte sie auch Sexbücher geschrieben, wisperte sie verämt und ganz leise in mein Ohr, durch das Internet sei diese Branche heute jedoch mehr oder weniger vernichtet, bzw. deshalb inexistent.
Der zweijährige sabbernde Junge fing nun plötzlich an zu schreien und ich fragte Courtney ton- und themagerecht: 'Have you ever thought of marrying and having children some day?' Gerade hatte ich diese Frage gestellt, da sah ich mich als Stellvertretung der Vereinigung Stepfordwives und Adenauerzeit antifeministisches Bewusstsein auf einer Bühne hinter einem Redepult stehend Courtneys etwas anderen Lebensstil anklagend - waere das ein Film, hätte ich mich auch gleich mit Photoshop schwarz-weiss eingefärbt.
Ihre Antwort fällt mir nicht mehr ein - ich war wohl zu stark von ihren Lippen abgelenkt. Ist aber eigentlich auch egal. Was jedoch hängen geblieben ist, ist ihre trockene Aussage, dass nach neuesten statistischen Berechnungen in 10 Jahren 35 Prozent der Frauen kinderlos, unschwanger und unverheiratet sein werden.
Au Backe, ich wusste nicht so recht, was ich jetzt sagen sollte. Schockieren tut das nämlich jede Singelfrau, die auf die dreissig zugeht und mir wurde schlagartig klar, dass ich schon angefangen hatte, mich mit dieser coolen New Age Frau zu identifizieren. Nicht mit dem Sexgeschwafel, -geschreibe und den dazugehörigen Praktiken. Doch mich ihrer Gitarren zerschmetternden rebellischen Energie und fuck you society punkrock Einstellung. Und es hatte sich gut angefühlt. Ein heimlicher Flugzeug Schwesternschwur, nur ohne Blut, hatte ich mental unterbewusst und freudianisch schon geschlossen. Und dann platsch, boom, bäng, die Realität kickte ein: mein neurotisches 'Ich' fühlte sich plötzlich zehn Jahre älter und somit statistisch gesehen zu 35 Prozent 39 jahre alt und kinderlos. Gerade wollte ich anfangen zu hyperventilieren und mich in die Opferrolle unserer kaputten Gesellschaft kuscheln, da kam ich (universumseidank) wieder zu Bewusstsein und dachte ein mal mehr: Fuck 'em all! I'm dam happy and just got a new flat with garden. Und zum Gitarre spielen hat mich Courtney auch gerade inspiriert. Love, I love you! - Guess I just wasn't born to be a cinda-fucking-rella und meine 65 prozentigen Kinder werden mich hoffentlich mal dafür lieben.
Donnerstag, 14. Juli 2011
♥ Verliebt in Camden Town ♥
Ich werde am 9. Oktober dreissig und laut Gesellschaft, soll man in diesem Alter ja etwas angepasster, zielstrebiger und bodenständiger werden. Unter anderem desshalb habe ich mich vor vier Tagen dazu entschieden, ab sofort ernsthaft nach (m)einer besseren Hälfte zu suchen. Und da das laut meinen Londonner Freundinnen in einer Grossstadt nicht so ganz einfach ist, lasse ich mir hierbei einfach von professionellen Dienstleistern etwas unter die Arme greifen! Man kann sich's ja auch einfach einfach einfacher machen im Leben, nicht? Vorteil von London: In jeder Gegend gibt es genau eine solche Liebes(-vermittlungs-)meile. Etwas erinnert mich das ja an die ehemalige Strichermeile am Bahnhof Zoo in Berlin. Anzahl Stricher in Camden Town? Around 14.
'Was suchen Sie denn genau?' , fragte der erste Vermittler. Ich war ja etwas nervös und wusste noch gar nicht genau, wie meine bessere Hälfte aussehen sollte. Doch etwas wusste ich ganz genau: einen Garten sollte sie haben! Und zwar einen grossen! Und riesig sollte sie auch sein. 'Für Sie alleine?' , fragte der Vermittler. 'Jep!' so meine Antwort. 'Ich will sie ganz für mich allein!' Antwort des Vermittlers: 'That's like goddust in London! If you were more open concerning the location, it would be easier, but Camden and surroundings, it'll take a while.'. Etwas habe er doch. Ich solle morgen um 10 pm wiederkommen.
Am nächsten Tag, etwas unruhig hatte ich schon geschlafen, stand ich nervös wieder an der Strichermeile. Mit dabei: meine hammerheftig coole lesbische Freundin Nina. Ich weiss ja, ich kann bei so einem Date manchmal etwas die Nerven verlieren, schaetze die Situation dann oft nicht mehr realistisch ein und tue dann Dinge, die ich später bereue. Also hatte ich vorsichtshalber ein Anstandswauwau mitgebracht. David, der Vermittler, führte uns also in eine grosse, wunderschöne Strasse. ,Fuck!', dachte ich mir. 'Das ist genau die Strasse, die ich vor drei Wochen noch mit meiner Barfreundin bewundert hatte. Total Alex: jede Haustüre der leicht verlotterten Häuser eine andere Farbe, chaotische Blumengärten und 100 Meter von der Tube Station Camden Town entfernt. Wir betraten die Wohnung. Ninas Gesicht verzog sich. 'Igitt!' sagte sie. 'Die koennte ja schön sein, wenn man sie komplett renovieren würde.' Ich muss ja ehrlich zugeben, die Toilette sieht aus, wie eine UdSSR Gefaengnistoilette und die Küche, wie die die ich mal im DDR Museum gesehen hatte. Die Zimmer sind aber hammer: drei Meter hohe Stuckdecken, alte Kronleuchter und grüner Teppichboden. Der Garten: wohl auch eher a la Sozialismus. Ich wusste es sofort: trotz all der offensichtlichen Mängel! Ich hatte meine bessere Hälfte gefunden! So schnell konnte es gehen! War ich ein Glückskäfer! Ekstatisch, man soll ja bei Agents eigentlich cool bleiben, höpfte ich im Garten rum. Nina, meine gefährliche (dopaminhaltige) Verfassung sofort und gekonnt erkannt (sie ist ja auch Psychostudentin), gab sich alle Mühe, David abzulenken, zog ihn ins Wohnzimmer und bombadierte ihn mit Standarddating fragen. Situation gehandelt.
Wir – ich etwas verliebt taumelnd - liefen zurück zur Agency. Ich unterschrieb die Formulare, die Nina ausgefüllt hatte (ich konnte mich beim besten Willen nicht mehr auf Buchstaben konzentrieren). Nun musste David nur noch das okay vom Landlord einholen. Den Rest des Tagen verbrachte ich damit, an die Wohnung zu denken (inklusive der verblödeten verliebten Augen), von der Wohnung zu reden (jep, ich nervte schon meine Freundinnen) und am Abend starrte ich viel zu lange, hypnotisch auf die Internetbilder der Wohnung. Am nächsten Morgen (viel zu früh war ich aufgewacht!), haftete mein Blick auf dem Telefon. Warum meldete sich David nicht? Es war schon 9.30! Scheisse, hatte sich die Zentrale doch für jemand anderen entschieden, oder überreagierte ich? Der Anruf bei Nina beruhigte mich. Bis 12 sollte ich warten. 11.30 klingelte das Telefon. Es war David. Ich hörte schon an seiner Stimme an, dass was nicht stimmte. 'Nicht gut, nicht gut, jetzt ganz cool bleiben Alex, du hast super Freunde, lebst in der geilsten Stadt der Welt und bist sau glücklich! Du brauchst eigentlich gar keine perfekte bessere Hälfte!'. Scheisse, aber ich wollte sie! David sagte: 'I have bad news.' Mein Herz fiel in die Hose. Er meinte, der Vermittler habe ihm mitgeteilt, dass er noch etwas Zeit brauche. Er habe sich dazu entschieden, noch ein paar Umbauarbeiten am Haus zu unternehmen. Die würden etwa zwei Monate dauern. 'Fuck, dachte ich mir: das ist genau so, wie wenn man sich total in diesen Typen verliebt hat, die Verliebtheit ist gegenseitig und dann sagt der Typ eines Abends: 'Ah ja, das ist schon lang geplant. Ich verreise für ein halbes Jahr nach Argentinien.' Scheiss Südamerika und scheiss Umbauarbeiten! David meinte, er wisse, wie sehr ich die Wohnung mag und ich solle doch warten. Garantien gab er mir keine. Wie sollte ich denn darauf vertrauen, dass ich die Wohnung dann auch bekam und sich der Landlord (wohl auch noch auf nem Trip durch Südamerika!), umentschied, die Wohnung doch seinen Kindern zu schenken?
Ich musste mich erst mal beruhigen und tigerte ins Yoga. Danach brauchte ich weibliche Unterstützung. Am besten vor einer Fachfrau! Ich ging in die snobby Primrose Hill Agency gleich neben meinem Yoga Studio und fragte die Frau hinter dem Verkaufstisch, ob ich sie was persönliches fragen dürfte. Sie lächelte und offerierte mir einen Stuhl. Ich erzählte ihr alles: von meiner Suche nach der besseren Hälfte, von der grünen Türe, von meinem extatischen Tanz und Argentinien. Traurig legte sie ihre Hand auf die meinige. Ich solle um die Wohnung kämpfen, doch nicht zu aufdringlich. Nebenbei solle ich mich jedoch noch nach anderen Wohnungen anschauen. Das würde mich bestimmt etwas ablenken. Es sei ja nicht so, dass es nur die eine perfekte Wohnung gäbe.
Etwas ermutigt, lief ich zurück zu David. Ich öffnete die Türe der Agency und da sass David. Ängstlich sagte er gleich: 'I have received your text, just wanted to text back!'. Gottverdammt nochmal, stalke ich gerade einen letting agent? 'Situation retten, situation retten' , dachte ich mir und blieb ganz cool. Beiläufig aber doch bestimmt, bat ich ihn, den Landlord um eine Garantie zu bitten, dass ich auch Mitte Oktober einziehen könnte. Nach etwas britischen Chitchat willigte David ein und war froh, als ich die Agency endlich wieder verliess.
Die Strichermeile runter, auf dem Weg zur Tube Station, warf ich einen kurzen Blick über meine Schulter. David konnte mich nicht sehen. Und da tat ich es – ich war zur serial flat finderin geworden – ich lief in die Agency nebenan. Ein bisschen ein schlechtes Gewissen hatte ich schon. Gestern war ich nämlich schon da gewesen und hatte mit John gesprochen. John ist lustig. 'Wohnung suchen ist wie einen Freund suchen, ist dir das noch nie aufgefallen?' fragte ich. Er lachte und wir machten noch ein paar Witzchen. Daraufhin steckte er mir seine Handy Nummer zu, und meinte, das sei seine private Nummer – hä? Dachte ich mir, und verstand nun wirklich nichts mehr.
'Was suchen Sie denn genau?' , fragte der erste Vermittler. Ich war ja etwas nervös und wusste noch gar nicht genau, wie meine bessere Hälfte aussehen sollte. Doch etwas wusste ich ganz genau: einen Garten sollte sie haben! Und zwar einen grossen! Und riesig sollte sie auch sein. 'Für Sie alleine?' , fragte der Vermittler. 'Jep!' so meine Antwort. 'Ich will sie ganz für mich allein!' Antwort des Vermittlers: 'That's like goddust in London! If you were more open concerning the location, it would be easier, but Camden and surroundings, it'll take a while.'. Etwas habe er doch. Ich solle morgen um 10 pm wiederkommen.
Am nächsten Tag, etwas unruhig hatte ich schon geschlafen, stand ich nervös wieder an der Strichermeile. Mit dabei: meine hammerheftig coole lesbische Freundin Nina. Ich weiss ja, ich kann bei so einem Date manchmal etwas die Nerven verlieren, schaetze die Situation dann oft nicht mehr realistisch ein und tue dann Dinge, die ich später bereue. Also hatte ich vorsichtshalber ein Anstandswauwau mitgebracht. David, der Vermittler, führte uns also in eine grosse, wunderschöne Strasse. ,Fuck!', dachte ich mir. 'Das ist genau die Strasse, die ich vor drei Wochen noch mit meiner Barfreundin bewundert hatte. Total Alex: jede Haustüre der leicht verlotterten Häuser eine andere Farbe, chaotische Blumengärten und 100 Meter von der Tube Station Camden Town entfernt. Wir betraten die Wohnung. Ninas Gesicht verzog sich. 'Igitt!' sagte sie. 'Die koennte ja schön sein, wenn man sie komplett renovieren würde.' Ich muss ja ehrlich zugeben, die Toilette sieht aus, wie eine UdSSR Gefaengnistoilette und die Küche, wie die die ich mal im DDR Museum gesehen hatte. Die Zimmer sind aber hammer: drei Meter hohe Stuckdecken, alte Kronleuchter und grüner Teppichboden. Der Garten: wohl auch eher a la Sozialismus. Ich wusste es sofort: trotz all der offensichtlichen Mängel! Ich hatte meine bessere Hälfte gefunden! So schnell konnte es gehen! War ich ein Glückskäfer! Ekstatisch, man soll ja bei Agents eigentlich cool bleiben, höpfte ich im Garten rum. Nina, meine gefährliche (dopaminhaltige) Verfassung sofort und gekonnt erkannt (sie ist ja auch Psychostudentin), gab sich alle Mühe, David abzulenken, zog ihn ins Wohnzimmer und bombadierte ihn mit Standarddating fragen. Situation gehandelt.
Wir – ich etwas verliebt taumelnd - liefen zurück zur Agency. Ich unterschrieb die Formulare, die Nina ausgefüllt hatte (ich konnte mich beim besten Willen nicht mehr auf Buchstaben konzentrieren). Nun musste David nur noch das okay vom Landlord einholen. Den Rest des Tagen verbrachte ich damit, an die Wohnung zu denken (inklusive der verblödeten verliebten Augen), von der Wohnung zu reden (jep, ich nervte schon meine Freundinnen) und am Abend starrte ich viel zu lange, hypnotisch auf die Internetbilder der Wohnung. Am nächsten Morgen (viel zu früh war ich aufgewacht!), haftete mein Blick auf dem Telefon. Warum meldete sich David nicht? Es war schon 9.30! Scheisse, hatte sich die Zentrale doch für jemand anderen entschieden, oder überreagierte ich? Der Anruf bei Nina beruhigte mich. Bis 12 sollte ich warten. 11.30 klingelte das Telefon. Es war David. Ich hörte schon an seiner Stimme an, dass was nicht stimmte. 'Nicht gut, nicht gut, jetzt ganz cool bleiben Alex, du hast super Freunde, lebst in der geilsten Stadt der Welt und bist sau glücklich! Du brauchst eigentlich gar keine perfekte bessere Hälfte!'. Scheisse, aber ich wollte sie! David sagte: 'I have bad news.' Mein Herz fiel in die Hose. Er meinte, der Vermittler habe ihm mitgeteilt, dass er noch etwas Zeit brauche. Er habe sich dazu entschieden, noch ein paar Umbauarbeiten am Haus zu unternehmen. Die würden etwa zwei Monate dauern. 'Fuck, dachte ich mir: das ist genau so, wie wenn man sich total in diesen Typen verliebt hat, die Verliebtheit ist gegenseitig und dann sagt der Typ eines Abends: 'Ah ja, das ist schon lang geplant. Ich verreise für ein halbes Jahr nach Argentinien.' Scheiss Südamerika und scheiss Umbauarbeiten! David meinte, er wisse, wie sehr ich die Wohnung mag und ich solle doch warten. Garantien gab er mir keine. Wie sollte ich denn darauf vertrauen, dass ich die Wohnung dann auch bekam und sich der Landlord (wohl auch noch auf nem Trip durch Südamerika!), umentschied, die Wohnung doch seinen Kindern zu schenken?
Ich musste mich erst mal beruhigen und tigerte ins Yoga. Danach brauchte ich weibliche Unterstützung. Am besten vor einer Fachfrau! Ich ging in die snobby Primrose Hill Agency gleich neben meinem Yoga Studio und fragte die Frau hinter dem Verkaufstisch, ob ich sie was persönliches fragen dürfte. Sie lächelte und offerierte mir einen Stuhl. Ich erzählte ihr alles: von meiner Suche nach der besseren Hälfte, von der grünen Türe, von meinem extatischen Tanz und Argentinien. Traurig legte sie ihre Hand auf die meinige. Ich solle um die Wohnung kämpfen, doch nicht zu aufdringlich. Nebenbei solle ich mich jedoch noch nach anderen Wohnungen anschauen. Das würde mich bestimmt etwas ablenken. Es sei ja nicht so, dass es nur die eine perfekte Wohnung gäbe.
Etwas ermutigt, lief ich zurück zu David. Ich öffnete die Türe der Agency und da sass David. Ängstlich sagte er gleich: 'I have received your text, just wanted to text back!'. Gottverdammt nochmal, stalke ich gerade einen letting agent? 'Situation retten, situation retten' , dachte ich mir und blieb ganz cool. Beiläufig aber doch bestimmt, bat ich ihn, den Landlord um eine Garantie zu bitten, dass ich auch Mitte Oktober einziehen könnte. Nach etwas britischen Chitchat willigte David ein und war froh, als ich die Agency endlich wieder verliess.
Die Strichermeile runter, auf dem Weg zur Tube Station, warf ich einen kurzen Blick über meine Schulter. David konnte mich nicht sehen. Und da tat ich es – ich war zur serial flat finderin geworden – ich lief in die Agency nebenan. Ein bisschen ein schlechtes Gewissen hatte ich schon. Gestern war ich nämlich schon da gewesen und hatte mit John gesprochen. John ist lustig. 'Wohnung suchen ist wie einen Freund suchen, ist dir das noch nie aufgefallen?' fragte ich. Er lachte und wir machten noch ein paar Witzchen. Daraufhin steckte er mir seine Handy Nummer zu, und meinte, das sei seine private Nummer – hä? Dachte ich mir, und verstand nun wirklich nichts mehr.
Mittwoch, 11. Mai 2011
Huxley contra Samsa- weck mich auf!
Ich habe diese Analystin kennengelernt. Ein hochproduktives Ding. Die scannt einen Text und schon hat sie das wichtige rausgefiltert. Sie manövriert sich durch ihren Mac, von einer Page zur anderen, drünkt und macht und drückt. Und ich gucke und schlucke und gucke. Ich habe ihr auch heimlich am Arm rumgerückt. Ich wollte überprüfen, ob sie nicht eine heimliche Stepford Wife ist: das heisst, ob sie nicht insgeheim, eine im Labor (wahrscheinlich noch von der Bush Regierung) herangezüchtete Super-über-maschine. Entgegen meiner Erwartungen spürte ich jedoch nicht kalte Drähte, sondern warmes, weiches Fleisch.
Fuck, dachte ich geschockt. Ich bin ja nicht gerade blöd, habe ich mir jedenfalls sagen lassen. Doch, aufgrund meines slight ADHD (Diagnose meines besten elfjährigen Freundes im indischen Ashram: “Girl, you need some Ritalin!”), bin ich manchmal halt doch etwas langsam (“Äh, wie war das nochmal, ich habe Hunger, und was soll ich zu Mittag essen und warum zum Teufel trage ich mein Kleid falsch herum? Scheisse, meine Achselhaare muss ich auch wiedermal rasieren! ... Wo war ich nochmal? Fuck, ich hab die Tubestation verpasst!”)
Mir wurde wiedermal klar, was in unseren neokapitalistischen Welt wirklich wichtig ist: Schönheit, Geld und vorallem die scheiss Produktivität (my personal definition: Intelligenz gepaart mit Anti-Faulheit). Fast, and better extremely fast cognitive progressing - der beste Predictor für Job Attainment and Performance. Ich bekam Angst und mir wurde klar, dass unsere Scheiss Brave New World ein Zug ist, der vor sich hinrast. Im Cockpit dieses Zuges sitzen ebendiese Maschinen – die Elite der Finanzbranche und andere produktive Autisten. Scary! Erinnert mich an den russischen Film “Doktor Schiwago”. Der Bruder des Hauptdarstellers, ich glaube er symbolisiert Lenin, blocht, während dem ganzen Film in einem fensterlosen Zug quer durch Russland. Keiner weiss aber, wohin er eigentlich blocht und warum er eigentlich blocht, und ich glaube, er blocht auch noch am Ende des Filmes.
Auch eine meiner Freundinnen hier in London wurde gerade von ihrer Firma in einen Schnell-Kurs für drei Monate gebucht. “Schneller und produktiver soll die da werden”, genau so, wie die Analystin. Sie soll nämlich fortan die Arbeit von fünf machen. Tip, tip, tapp! Mein Ex-Mitbewohner arbeitete bei EAT, einer health-food Kette in London. Und auch da lernt man, wie man Kunden schnell, schnell bedient. Sonst wird mal nämlich ersetzt. Auch wir Studenten müssen schnell sein, und unsere Deadlines einhalten (meine Unikollegin ist schon so durchgedreht, dass sich ihr ganzes Gesicht häutet, die andere Schluckt (nein, ich bins wirklich nicht!) jeden zweiten Tag n Valium nach jeden dritten Heulanfall. Wir sollen nämlich lernen, unter Druck zu arbeiten und geile, noch potentere Medikamente herzustellen, die wir dann schlucken können, wenn wir mit 50 ein Herzproblem haben. So die Analystin gestern zu mir: “Gar nicht schlimm, dass du rauchst. Dämpft den Stress. Lieber mit 70 Lungenkrebs als mit 50 einen Herzinfarkt- belegen Studien”. Auch Zähneputzen und Essen sollen wir schnell. Kein scheiss Wunder, dass 80% der Menschen mechanisch masturbieren (5% ondullierend, 10% archaisch, 5% wellenförmig), Muss schnell gehen. Auch ficken soll schnell gehen, dadurch wohl auch der Begriff “bumsen”.
Und genau da fühlte ich mich wie Gregor Samsa. Dieser fette Käfer in Kafkas Verwandlung. Auf dem Rücken liegend, total machtlos. Scheiss produktive Analysten dachte ich mir. Denn, in den Worten Eckhart Tolles, wird nicht mehr Wissen und schnellere Computer unsere Welt retten, sondern wir brauchen wohl eher etwas mehr Gechilltheit and Wisdom. Und genau da, als ich wieder auf meinen weltverbesserischen Yogini Trip kam und endlich wieder atmen konnte, ich schrieb übrigens gerade in der Tube hastig am Anfang dieses Eintrags, merkte ich, dass die Tube bei meiner Station eingetroffen war. Erschreckt klappte also ich meinen Laptop zusammen, schmiss ihn in meine Tasche und stand auf. Und genau da bemerkte ich, wie mich der Typ neben mir ganz bewundernd anschaute, wie ich so schnell meinen Laptop geschrieben und dann meinen Laptop verstaut hatte. Oh, man, Huxley, Fuck: I am already one of them! - Kafka würde sich wohl im Grabe umdrehen.
P.S. Wenn du länger als 41.5 Sekunden gebraucht hast, um diesen Artikel zu lesen, erschiess dich. Aber bitte schnell. "Keine Zeit, keine Zeit!" (Alice im Wunderland, 1954)
Fuck, dachte ich geschockt. Ich bin ja nicht gerade blöd, habe ich mir jedenfalls sagen lassen. Doch, aufgrund meines slight ADHD (Diagnose meines besten elfjährigen Freundes im indischen Ashram: “Girl, you need some Ritalin!”), bin ich manchmal halt doch etwas langsam (“Äh, wie war das nochmal, ich habe Hunger, und was soll ich zu Mittag essen und warum zum Teufel trage ich mein Kleid falsch herum? Scheisse, meine Achselhaare muss ich auch wiedermal rasieren! ... Wo war ich nochmal? Fuck, ich hab die Tubestation verpasst!”)
Mir wurde wiedermal klar, was in unseren neokapitalistischen Welt wirklich wichtig ist: Schönheit, Geld und vorallem die scheiss Produktivität (my personal definition: Intelligenz gepaart mit Anti-Faulheit). Fast, and better extremely fast cognitive progressing - der beste Predictor für Job Attainment and Performance. Ich bekam Angst und mir wurde klar, dass unsere Scheiss Brave New World ein Zug ist, der vor sich hinrast. Im Cockpit dieses Zuges sitzen ebendiese Maschinen – die Elite der Finanzbranche und andere produktive Autisten. Scary! Erinnert mich an den russischen Film “Doktor Schiwago”. Der Bruder des Hauptdarstellers, ich glaube er symbolisiert Lenin, blocht, während dem ganzen Film in einem fensterlosen Zug quer durch Russland. Keiner weiss aber, wohin er eigentlich blocht und warum er eigentlich blocht, und ich glaube, er blocht auch noch am Ende des Filmes.
Auch eine meiner Freundinnen hier in London wurde gerade von ihrer Firma in einen Schnell-Kurs für drei Monate gebucht. “Schneller und produktiver soll die da werden”, genau so, wie die Analystin. Sie soll nämlich fortan die Arbeit von fünf machen. Tip, tip, tapp! Mein Ex-Mitbewohner arbeitete bei EAT, einer health-food Kette in London. Und auch da lernt man, wie man Kunden schnell, schnell bedient. Sonst wird mal nämlich ersetzt. Auch wir Studenten müssen schnell sein, und unsere Deadlines einhalten (meine Unikollegin ist schon so durchgedreht, dass sich ihr ganzes Gesicht häutet, die andere Schluckt (nein, ich bins wirklich nicht!) jeden zweiten Tag n Valium nach jeden dritten Heulanfall. Wir sollen nämlich lernen, unter Druck zu arbeiten und geile, noch potentere Medikamente herzustellen, die wir dann schlucken können, wenn wir mit 50 ein Herzproblem haben. So die Analystin gestern zu mir: “Gar nicht schlimm, dass du rauchst. Dämpft den Stress. Lieber mit 70 Lungenkrebs als mit 50 einen Herzinfarkt- belegen Studien”. Auch Zähneputzen und Essen sollen wir schnell. Kein scheiss Wunder, dass 80% der Menschen mechanisch masturbieren (5% ondullierend, 10% archaisch, 5% wellenförmig), Muss schnell gehen. Auch ficken soll schnell gehen, dadurch wohl auch der Begriff “bumsen”.
Und genau da fühlte ich mich wie Gregor Samsa. Dieser fette Käfer in Kafkas Verwandlung. Auf dem Rücken liegend, total machtlos. Scheiss produktive Analysten dachte ich mir. Denn, in den Worten Eckhart Tolles, wird nicht mehr Wissen und schnellere Computer unsere Welt retten, sondern wir brauchen wohl eher etwas mehr Gechilltheit and Wisdom. Und genau da, als ich wieder auf meinen weltverbesserischen Yogini Trip kam und endlich wieder atmen konnte, ich schrieb übrigens gerade in der Tube hastig am Anfang dieses Eintrags, merkte ich, dass die Tube bei meiner Station eingetroffen war. Erschreckt klappte also ich meinen Laptop zusammen, schmiss ihn in meine Tasche und stand auf. Und genau da bemerkte ich, wie mich der Typ neben mir ganz bewundernd anschaute, wie ich so schnell meinen Laptop geschrieben und dann meinen Laptop verstaut hatte. Oh, man, Huxley, Fuck: I am already one of them! - Kafka würde sich wohl im Grabe umdrehen.
P.S. Wenn du länger als 41.5 Sekunden gebraucht hast, um diesen Artikel zu lesen, erschiess dich. Aber bitte schnell. "Keine Zeit, keine Zeit!" (Alice im Wunderland, 1954)
Donnerstag, 28. April 2011
Zigaretten, intravenös.
Rauchen. Drogen. Scheisse. In letzter Zeit beschäftigen mich Drogen. Nicht, dass ich sie selber nehme. Nein, dazu bin ich zu neurotisch. Viel zu neurotisch. Dazu beigetragen hat unter anderem, neben meinen sensiblen Nerven, meinem sensiblen Charakter und ja, sowieso, dass mich mein Vater (extrem sensibler Kerl, ich liebe ihn trotzdem...) mit acht Jahren über den Needlepark in Zürich geschleift hat. Jep, schön war das! Ich verstand zwar damals nicht, was Drogensucht ist, fortan hatte ich jedoch Angst, drogenabhängig zu sein, ohne überhaupt zu wissen, was Drogen sind, bzw. bewirken.
Vorallem Heroin hats mir angetan. Mein grosses Interesse. Kokain und co. sind mir egal. Irgendwie langweilig. Ne, der Schuss direkt in die Venen weckt irgendwie mein Interesse. Und da fand ich auf Youtube auf so ne Achtteilige Doku zum Thema Black Tar Heroin. Vertickt wird dieses Zeugs hauptsächlich in San Francisco und Seattle. Grausam dieses Zeugs. Ist nämlich richtig dickflüssig und verstopft sprichwörtlich und richtig die Venen.
Ich rauche. Und während ich mir diese Doku reinzog (alle 20 Sekunden sieht man, wie irgendein kaputter Junkie einem anderen kaputten Junkie in den Hals sticht- die anderen Venen sind schon zu verstopft), wurde mir klar, dass ich mir auch Drogen steche. Einfach nicht Heroin, intravenös, sondern brennende Glühstengel direkt in den Mund, was ja eigentlich noch ekliger ist, wenn man sich das mal ganz realistisch überlegt.
Gut, dachte ich mir. Dann gehe ich mal auf Entzug! Mal schauen, ob ich stärker bin als die kaputten Junkies in Seattle und San Francisco. Und zwar so richtig: statt Methadon nehme ich einfach die hübschen Pflaster. Drauf steht gecshrieben: für Leute, die normalerweise 20 Zigis pro Tag rauchen (24h Pflaster). Ich fand das alles so cool, dass ich es wiedermal nicht abwarten konnte, meine persönliche Doku mitzuerleben, dass ich mir meine erste Nikotinration gleich ab Abend verpasste! Resultat: Ich verbrachte eine ganze Nacht mit REM-Träumen (narratives, unrealistisches Träumen), im Gegensatz zu NREM (narratives, realistischen Träumen). Um 5 Uhr morgens bildete ich mir dann ein, dass der Fernseher zu mir sprach (übrigens: es war eine männliche Stimme, womit ich bewiesen habe, dass Fernseher Männer sind)! Ich dachte schon, ich sei schizophren geworden (ob im Traum oder im Wachzustand, weiss ich nicht)! Das Pflaster wurde abgerissen. Ich schlief ein.
Die nächsten Tage waren ganz okay. Ich war ja auch in Spanien bei meinen Eltern und Tapetenwechsel soll für einen Entzug ja gut sein, da die 'normalen' Umgebungsstimuli, die den Drogenkonsum triggern, erstmal weg sind.
Nach 7 Tagen drogenfrei sass ich auf dem Flugzeug zurück nach London. Ich hatte keine Nikotinpflaster mehr. Fuck. Ich merkte, dass ich in Panik geriet und kaufte mir eine Packung Gummibären. Scheiss Bären halfen aber auch nichts (ausserdem hatte die Packung, wie ich zu meinem Schrecken las, 800 Kalorien!!!). In Luton angekommen tigerte ich dann durch den Flughafen nach einem Dealer. Keine Apotheke weit und breit. Scheisse. Ich rannte zu Starbucks, zwängelte mich zur Kassiererin und fragte sie mit zitternder Stimme: Wwwwwwhhhhhere is the next Pharmacy? Ganz erschreckt, ich hatte meine Energie auf die arme Frau übertragen, sie zurück: “Upstairs, but you can't access uppppstairs, if you don't have a Boardingpass!”. (Sie dachte wahrscheinlich, ich sei Diabetikerin und brauche Insulin oder so.... kaputt!).
Gut: einzige Lösung, nach Hause fahren, da gibts eine Apotheke. In Tufnell Park abgekommen, lief ich auf die Apotheke zu. Das Gitter war schon unten. Nur noch ein kleiner Spalt war offen. Ich bückte mich und klopfte (wie ein richtiger Junkie beim Dealer anklopft...) an der Scheibe. Die Inderin kam und schüttelte den Kopf. Ich wusste, ich musste mich outen, mich blamieren, um meinem Schuss zu kriegen. Also rief ich durch die Scheibe: “Pleeeease, I need a Nicotin Patch, otherwise I will start smoking again!”. Erbarmen. Sie öffnete die Tür zum Nikotinhimmel. Puh, geschafft! Inder, ich liebe sie einfach! Geld wurde über die legale Theme geschoben und ich bekam meine Ration.
Ich schaffte noch den kurzen, unerträglichen Weg durch die brennende Frühlingshitze (waren wohl eher die Entzugserscheinungen....?) und packte zu Hause das Pflaster aus und, pappte es mir - ganz stereotyp – gleich auf meinen Unterarm über die fette blaue Vene. Fuck, I am a Junkie!
P.S. Deepak Chopra, einer meiner lieblings New Age Gurus meint übrigens, dass Drogen, neben all dem Kack, den sie anstellen, auch etwas positives haben: sie repräsentieren den Wunsch nach mehr. Nach einer transzendentalen Erfahrung, in which you identify less with your thoughforms, your body etc. So quasi, ein abgefuckter Schritt to break free, but cause it's the wrong one, you end up in a state of worst past-consitioning! Und Karma wird ja bekanntlich definiert als 'past conditioning'.
Vorallem Heroin hats mir angetan. Mein grosses Interesse. Kokain und co. sind mir egal. Irgendwie langweilig. Ne, der Schuss direkt in die Venen weckt irgendwie mein Interesse. Und da fand ich auf Youtube auf so ne Achtteilige Doku zum Thema Black Tar Heroin. Vertickt wird dieses Zeugs hauptsächlich in San Francisco und Seattle. Grausam dieses Zeugs. Ist nämlich richtig dickflüssig und verstopft sprichwörtlich und richtig die Venen.
Ich rauche. Und während ich mir diese Doku reinzog (alle 20 Sekunden sieht man, wie irgendein kaputter Junkie einem anderen kaputten Junkie in den Hals sticht- die anderen Venen sind schon zu verstopft), wurde mir klar, dass ich mir auch Drogen steche. Einfach nicht Heroin, intravenös, sondern brennende Glühstengel direkt in den Mund, was ja eigentlich noch ekliger ist, wenn man sich das mal ganz realistisch überlegt.
Gut, dachte ich mir. Dann gehe ich mal auf Entzug! Mal schauen, ob ich stärker bin als die kaputten Junkies in Seattle und San Francisco. Und zwar so richtig: statt Methadon nehme ich einfach die hübschen Pflaster. Drauf steht gecshrieben: für Leute, die normalerweise 20 Zigis pro Tag rauchen (24h Pflaster). Ich fand das alles so cool, dass ich es wiedermal nicht abwarten konnte, meine persönliche Doku mitzuerleben, dass ich mir meine erste Nikotinration gleich ab Abend verpasste! Resultat: Ich verbrachte eine ganze Nacht mit REM-Träumen (narratives, unrealistisches Träumen), im Gegensatz zu NREM (narratives, realistischen Träumen). Um 5 Uhr morgens bildete ich mir dann ein, dass der Fernseher zu mir sprach (übrigens: es war eine männliche Stimme, womit ich bewiesen habe, dass Fernseher Männer sind)! Ich dachte schon, ich sei schizophren geworden (ob im Traum oder im Wachzustand, weiss ich nicht)! Das Pflaster wurde abgerissen. Ich schlief ein.
Die nächsten Tage waren ganz okay. Ich war ja auch in Spanien bei meinen Eltern und Tapetenwechsel soll für einen Entzug ja gut sein, da die 'normalen' Umgebungsstimuli, die den Drogenkonsum triggern, erstmal weg sind.
Nach 7 Tagen drogenfrei sass ich auf dem Flugzeug zurück nach London. Ich hatte keine Nikotinpflaster mehr. Fuck. Ich merkte, dass ich in Panik geriet und kaufte mir eine Packung Gummibären. Scheiss Bären halfen aber auch nichts (ausserdem hatte die Packung, wie ich zu meinem Schrecken las, 800 Kalorien!!!). In Luton angekommen tigerte ich dann durch den Flughafen nach einem Dealer. Keine Apotheke weit und breit. Scheisse. Ich rannte zu Starbucks, zwängelte mich zur Kassiererin und fragte sie mit zitternder Stimme: Wwwwwwhhhhhere is the next Pharmacy? Ganz erschreckt, ich hatte meine Energie auf die arme Frau übertragen, sie zurück: “Upstairs, but you can't access uppppstairs, if you don't have a Boardingpass!”. (Sie dachte wahrscheinlich, ich sei Diabetikerin und brauche Insulin oder so.... kaputt!).
Gut: einzige Lösung, nach Hause fahren, da gibts eine Apotheke. In Tufnell Park abgekommen, lief ich auf die Apotheke zu. Das Gitter war schon unten. Nur noch ein kleiner Spalt war offen. Ich bückte mich und klopfte (wie ein richtiger Junkie beim Dealer anklopft...) an der Scheibe. Die Inderin kam und schüttelte den Kopf. Ich wusste, ich musste mich outen, mich blamieren, um meinem Schuss zu kriegen. Also rief ich durch die Scheibe: “Pleeeease, I need a Nicotin Patch, otherwise I will start smoking again!”. Erbarmen. Sie öffnete die Tür zum Nikotinhimmel. Puh, geschafft! Inder, ich liebe sie einfach! Geld wurde über die legale Theme geschoben und ich bekam meine Ration.
Ich schaffte noch den kurzen, unerträglichen Weg durch die brennende Frühlingshitze (waren wohl eher die Entzugserscheinungen....?) und packte zu Hause das Pflaster aus und, pappte es mir - ganz stereotyp – gleich auf meinen Unterarm über die fette blaue Vene. Fuck, I am a Junkie!
P.S. Deepak Chopra, einer meiner lieblings New Age Gurus meint übrigens, dass Drogen, neben all dem Kack, den sie anstellen, auch etwas positives haben: sie repräsentieren den Wunsch nach mehr. Nach einer transzendentalen Erfahrung, in which you identify less with your thoughforms, your body etc. So quasi, ein abgefuckter Schritt to break free, but cause it's the wrong one, you end up in a state of worst past-consitioning! Und Karma wird ja bekanntlich definiert als 'past conditioning'.
Donnerstag, 21. April 2011
Erdbeertorten, Joseph Stalin und dicke ...
Ich sagts gleich auf den Punk(t): Wir sind doof. Das sag ich ja gut und gerne. Also gleich nochmal: wir sind behindert. Und jetzt nochmal: dämlich. d.ä.m.l.i.c.h. Immer müssen wir uns nämlich-dämlich vergleichen. Die ist schöner als wir, der hat einen dickeren Schwanz als ich (ja, ich spreche jetzt aus der männlichen Perspektive, nicht ich will nämlich einen dickeren Schwanz! Okay, ich würde wollen, dass mein Freund einen dickeren Schwanz hat, wenn ich einen hätte... Alex Klappe!) und drittens, in unserer gesellschaftlich konstruktivistischen Sprache brauchen wir ja immer ein “Drittes” (ich bin ja für ein viertes, weil ich immer noch mal was babbeln muss). Also, drittes: die isst gerade das letzte Stück Erdbeertorte, das ich mir eigentlich kaufen wollte! Eben, vergleichen. Wir, oder besser gesagt, unser Geist (engl. “mind”- Anm. am Rande: gutes Lied “Where is my mind” von den Pixies) vergleicht p.e.r.m.a.n.e.n.t.!
Die wissenschaftlich psychologische Erklärung für unser stetiges Vergleichen nennt sich die “Similarity Hypothesis”: dass wir uns mit Menschen vergleichen, die uns sehr ähnlich sind, aber gerade ein bisschen besser. Das aber nur, wenn wir in irgendwas gut sind. Wenn wir aber in was scheisse sind, dann vergleichen wir uns mit jemadem, der noch dämlicher ist, oder dem es noch beschissener geht. Verstanden? Nein? Dann einfach nochmal lesen...
Da kommt mir grad diese eine Freundin von mir in den Sinn: schwarzer Humor und so und immer etwas zu nahe am 'aus dem Fenster springen'. Einen sechsteiligen DVD über meinen (damals) Lieblingsdiktator hatte ich mir gekauft. Jawoll: Joseph Stalin! Voller Stolz rief ich dieser – auch Geschichts Geek Freundin - an (ich muss ja immer alles gleich sagen, ganz schnell... Charakterfehler nennt meine Mutter das) und erzählte ihr von meinem Kauf. Trockene Antwort der Tussi: “Geil, Alex, willst dir wohl sechs Stunden lang das Schicksal von sechzig Millionen Menschen reinziehen, denen es noch beschissener geht als dir!”.
Warum ich das eigentlich alles schreibe: auf meinem Flug nach Marbella gestern sass ich eingepfercht sitzend in der sechsten Reihe Easyjet und lerne ich natuerlich wiedermal (was für ein Zufall...) eine Sexologin kennen. 65, aufgespritzte Lippen, sieht aus wie 45 und schreibt gerade ein Buch über Sex bei alten Menschen. Warum gerade sie ein Buch über Sex für alte Menschen schreibt, wo sie doch aussieht wie 45 und angeblich nur Männer unter 35 fickt, weiss ich nicht und will ich nicht wissen.
Am Ende unseres philosophischen Gesprächs, ich hatte sie über die vier Masturbationstypen aufgeklärt, sie mich über ihre wertvollen Erfahrungen mit Männern, kamen wir zum tiefgründigen (für dich Leser, komplett NICHT zum Thema Masturbation und Männer passenden Thema – ja, ich rede und schreibe immer unzusammenhängend!) Schluss, bzw. ich (ego!!!!) kam zum Schluss, dass “most people want you to be just the same as them. Just a lil' bit less happy (and maybe a lil' bit less beautiful, skinny, rich etc.).
Und jetzt nochmal: wir sind so doof! Denn: glücklich macht uns das doch nicht! Es befriedigt zwar unser Ego für einen Bruchteil einer Sekunde, doch es gibt sowieso immer jemaden der besser und schöner ist. Also ist dieses prä-evolutionaeres Affengetue doch eh energie- und zeitverschwendung! Und da muss ich ganz ehrlich sagen: da fress ich lieber in dieser Zeit glücklich lächelnd eine Erdbeertorte, denke an meinen zukünftigen dicken Penis und betrachte den Himmel!
(Shit, mein Ego vergleicht sich jetzt gerade mit denen, die sich lieber vergleichen und fühlt sich sooooo viel besser, dass es eben nicht vergleicht. Got ya! Gleich mal wieder in die Egofalle gefallen Alex!)
Die wissenschaftlich psychologische Erklärung für unser stetiges Vergleichen nennt sich die “Similarity Hypothesis”: dass wir uns mit Menschen vergleichen, die uns sehr ähnlich sind, aber gerade ein bisschen besser. Das aber nur, wenn wir in irgendwas gut sind. Wenn wir aber in was scheisse sind, dann vergleichen wir uns mit jemadem, der noch dämlicher ist, oder dem es noch beschissener geht. Verstanden? Nein? Dann einfach nochmal lesen...
Da kommt mir grad diese eine Freundin von mir in den Sinn: schwarzer Humor und so und immer etwas zu nahe am 'aus dem Fenster springen'. Einen sechsteiligen DVD über meinen (damals) Lieblingsdiktator hatte ich mir gekauft. Jawoll: Joseph Stalin! Voller Stolz rief ich dieser – auch Geschichts Geek Freundin - an (ich muss ja immer alles gleich sagen, ganz schnell... Charakterfehler nennt meine Mutter das) und erzählte ihr von meinem Kauf. Trockene Antwort der Tussi: “Geil, Alex, willst dir wohl sechs Stunden lang das Schicksal von sechzig Millionen Menschen reinziehen, denen es noch beschissener geht als dir!”.
Warum ich das eigentlich alles schreibe: auf meinem Flug nach Marbella gestern sass ich eingepfercht sitzend in der sechsten Reihe Easyjet und lerne ich natuerlich wiedermal (was für ein Zufall...) eine Sexologin kennen. 65, aufgespritzte Lippen, sieht aus wie 45 und schreibt gerade ein Buch über Sex bei alten Menschen. Warum gerade sie ein Buch über Sex für alte Menschen schreibt, wo sie doch aussieht wie 45 und angeblich nur Männer unter 35 fickt, weiss ich nicht und will ich nicht wissen.
Am Ende unseres philosophischen Gesprächs, ich hatte sie über die vier Masturbationstypen aufgeklärt, sie mich über ihre wertvollen Erfahrungen mit Männern, kamen wir zum tiefgründigen (für dich Leser, komplett NICHT zum Thema Masturbation und Männer passenden Thema – ja, ich rede und schreibe immer unzusammenhängend!) Schluss, bzw. ich (ego!!!!) kam zum Schluss, dass “most people want you to be just the same as them. Just a lil' bit less happy (and maybe a lil' bit less beautiful, skinny, rich etc.).
Und jetzt nochmal: wir sind so doof! Denn: glücklich macht uns das doch nicht! Es befriedigt zwar unser Ego für einen Bruchteil einer Sekunde, doch es gibt sowieso immer jemaden der besser und schöner ist. Also ist dieses prä-evolutionaeres Affengetue doch eh energie- und zeitverschwendung! Und da muss ich ganz ehrlich sagen: da fress ich lieber in dieser Zeit glücklich lächelnd eine Erdbeertorte, denke an meinen zukünftigen dicken Penis und betrachte den Himmel!
(Shit, mein Ego vergleicht sich jetzt gerade mit denen, die sich lieber vergleichen und fühlt sich sooooo viel besser, dass es eben nicht vergleicht. Got ya! Gleich mal wieder in die Egofalle gefallen Alex!)
Dienstag, 19. April 2011
Kacke auf's Papier
Heute war ich in der Klapse. Nein. Nicht so. Seit drei Monaten mache ich Volunteer work als möchtegern Psychologin. Und ich liebe es! Ja, die Leute da sind verrückt. Aber ganz ehrlich, und zu dem Schluss bin ich schon nach meinem ersten aufeinandertreffen mit “really mad” Insassen (so die Amerikanerin an der Rezeption zu mir, als ich die nach dem geilen Typen fragte, der aussieht wie ein Rockstar aus einem englischen indie Musikvideo), gekommen: abergesehen davon, dass diese Leute sich ab und zu den Augapfel mit blossen Händen rausreissen oder ihre Katze mit einem Kacktus erschlagen, sind die eigentlich nicht viel anders als die meisten meiner Freunde: rebellisch und durchgeknallt und einfach liebenswert unlangweilig.
Nachdem ich also mit zwei Patientinnen, eine schneidet sich ab und zu die Arme auf, die andere behauptet, sie hätte in paar Problemchen mit ihren Nachbarn (???), Yoga und Meditationsübungen gemacht hatte, stand plötzlich diese Schwarze mit einem fetten Afro vor mir. “I need some Yoga now!”. Ich schaute auf meine Uhr und meinte: “Gut, 15 Minuten hab ich noch Zeit”. Meine Cutter Patientin wollte auch nochmal gleich ne Runde mitmachen, denn “Yoga is very important for me”, sagt sie immer mit sehr ernstem Ton und Blick.
Nach dem Yoga fragte ich dann die Schwarze, was sie denn beruflich mache. Antwort (stolz): “I am a full-time employee of the English National Health System! - They pay me all my life for being mad!" Sonst mache sie noch etwas Kunst. Ah, Künstlerin, dachte ich mir. Etwa die zehnte Künstlerin, Schriftstellerin und Modedesignerin, die ich hier kennenlerne. Gut, Genie und Wahnsinn sollen ja oft zusammentreffen, meinte jedenfalls dieser eine Lehrer an der Uni. Eben. Afro. Frau. Ob sie denn Ihre Stücke auch an denn Mann bringe, fragte ich sie. “Nein!” sagte sie vehement. Bestimmt nicht! Für weniger als eine Million würde sie keines dieser Stücke verkaufen.
Sie erzählte mir von einem Künstler Wettbewerb des NHS. Jeder hätte einen gratis Kasten Kreide bekommen und zehn Pfund. Die meisten hätten dann nur ein Bild gemalt, sie jedoch gleich sechs. So viel Scheisse aus ihrem Leben sei da raus aus dem Körper und der Seele aufs Papier gekommen! Dementsprechend seien es gleich sechs Bilder geworden.
Ich stand etwas verdutzt vor ihr. Ich verstand nicht. Leiden, Scheisse aufs Papier bringen und dann ist die Scheisse so viel Wert, dass man sie nicht loswerden möchte? Bitte? Das ist so als würde ich Kacken und meine Scheisse dann nicht runterspülen und mein Leben lang in der dampfenden Kacke sitzen, nur weil das rauspressen zu anstrengend war? What a Bullshit! Und genau desshalb, dachte ich mir, sitzt die Frau in der Klapse. Identification with past shit! Und dann klammert sich die gute auch noch mit aller Kraft an die Scheisse!
In dem Moment kamen mit die Worte Eckhart Tolle's in den Sinn: “This world is mad. And if you don't believe it, turn on your TV or read the news”. Denn wie ich sagte: meine Freunde und ich und auch die restliche Welt, wir sind auch nicht besser: komplett behindert! Denn, anstatt unseren Lebensabfall, unser Opferbewusstsein, unsere behinderten Gedanken und Emotionen und so unsere selbstgeschaffene Identität fallen zu lassen, krallen wir uns daran fest, sind stolz darauf und merken gar nicht, wie wir uns selber damit unglücklich machen. So, und jetzt mag ich nicht mehr schreiben. Auch wenn ich so mein Ego etwas, wie meine Freundin das immer nennt, verarsche und so meine Identitaet als schlechte Bloggerin in Frage stelle!
Was ich aber noch schreiben möchte, weich ich ja immer noch etwas sagen muss: wenigstens tun die Menschen in der Klapse nicht so als wären sie normal. So wie wir da 'draussen in der Freiheit'. Man, we are so mad!
Nachdem ich also mit zwei Patientinnen, eine schneidet sich ab und zu die Arme auf, die andere behauptet, sie hätte in paar Problemchen mit ihren Nachbarn (???), Yoga und Meditationsübungen gemacht hatte, stand plötzlich diese Schwarze mit einem fetten Afro vor mir. “I need some Yoga now!”. Ich schaute auf meine Uhr und meinte: “Gut, 15 Minuten hab ich noch Zeit”. Meine Cutter Patientin wollte auch nochmal gleich ne Runde mitmachen, denn “Yoga is very important for me”, sagt sie immer mit sehr ernstem Ton und Blick.
Nach dem Yoga fragte ich dann die Schwarze, was sie denn beruflich mache. Antwort (stolz): “I am a full-time employee of the English National Health System! - They pay me all my life for being mad!" Sonst mache sie noch etwas Kunst. Ah, Künstlerin, dachte ich mir. Etwa die zehnte Künstlerin, Schriftstellerin und Modedesignerin, die ich hier kennenlerne. Gut, Genie und Wahnsinn sollen ja oft zusammentreffen, meinte jedenfalls dieser eine Lehrer an der Uni. Eben. Afro. Frau. Ob sie denn Ihre Stücke auch an denn Mann bringe, fragte ich sie. “Nein!” sagte sie vehement. Bestimmt nicht! Für weniger als eine Million würde sie keines dieser Stücke verkaufen.
Sie erzählte mir von einem Künstler Wettbewerb des NHS. Jeder hätte einen gratis Kasten Kreide bekommen und zehn Pfund. Die meisten hätten dann nur ein Bild gemalt, sie jedoch gleich sechs. So viel Scheisse aus ihrem Leben sei da raus aus dem Körper und der Seele aufs Papier gekommen! Dementsprechend seien es gleich sechs Bilder geworden.
Ich stand etwas verdutzt vor ihr. Ich verstand nicht. Leiden, Scheisse aufs Papier bringen und dann ist die Scheisse so viel Wert, dass man sie nicht loswerden möchte? Bitte? Das ist so als würde ich Kacken und meine Scheisse dann nicht runterspülen und mein Leben lang in der dampfenden Kacke sitzen, nur weil das rauspressen zu anstrengend war? What a Bullshit! Und genau desshalb, dachte ich mir, sitzt die Frau in der Klapse. Identification with past shit! Und dann klammert sich die gute auch noch mit aller Kraft an die Scheisse!
In dem Moment kamen mit die Worte Eckhart Tolle's in den Sinn: “This world is mad. And if you don't believe it, turn on your TV or read the news”. Denn wie ich sagte: meine Freunde und ich und auch die restliche Welt, wir sind auch nicht besser: komplett behindert! Denn, anstatt unseren Lebensabfall, unser Opferbewusstsein, unsere behinderten Gedanken und Emotionen und so unsere selbstgeschaffene Identität fallen zu lassen, krallen wir uns daran fest, sind stolz darauf und merken gar nicht, wie wir uns selber damit unglücklich machen. So, und jetzt mag ich nicht mehr schreiben. Auch wenn ich so mein Ego etwas, wie meine Freundin das immer nennt, verarsche und so meine Identitaet als schlechte Bloggerin in Frage stelle!
Was ich aber noch schreiben möchte, weich ich ja immer noch etwas sagen muss: wenigstens tun die Menschen in der Klapse nicht so als wären sie normal. So wie wir da 'draussen in der Freiheit'. Man, we are so mad!
Sonntag, 17. April 2011
Die achtjährige Philosophin
Ich war auf einem Date mit einem Kerl. So. Und wie wir Frauen sind, erzählen wir dann auch noch allen unseren Freunden von dem Mann, den Gesprächen, und und und. Und dann kommt das grosse interpretieren. Sau doof. Wir sind doch so verblödet. Nicht nur denken wir dadurch noch mehr an den Mann als wir sonst schön würden (was ohnehin total beschränkt ist). Nein, wir holen uns auch noch ein tausend, gar nicht kongruente Meinungen ein.
So meinte meine eine Unikollegin: “Meine Güte, der ist so verliebt in dich! Ihr werdet bestimmt heiraten!”. Die andere meinte: “Der ist jetzt aber ganz klar nichts für dich: du hast andere Prioritaeten in deinem Leben. Du brauchst einen Mann, der dich unterstützt, und nicht noch fünf Koffer an Problemen mitbringt! - schreib erstmals eine Liste mit allen positiven und negativen Aspekten dieses Kerls.” Gut, taten wir. Konklusion: 10 negativ Punkte, 3 positiv Punkte (darunter u.a. sein grosser Penis- zeigt der Kerl ja auch ganz offen auf einem retro Urlaubsfoto, in einem Teich stehend). Mit dieser Liste ging ich dann zu meiner Freundin, die in einer Bar in Kings Cross arbeitet. Die aber wollte gar nichts von so einer “Scheiss Liste” wissen: solche Listen bringen nicht's!, so die Barfreundin. Warum sie nichts bringen, verriet sie mir auch nicht. Sie musste zurück zur Arbeit. Eine andere Freundin wollte von der Sache schon mal gar nichts wissen. Doof fand sie den Typen aus meinen Erzählungen sowieso.
Voll behindert die ganze Sache. Ich jedenfalls habe anhand der letzten zwei turbulenten Nachdate Tage dennoch etwas wahrlich wichtiges gelernt: Fuck 'em all. Fuck all these opinions! Und gerade als ich das dachte, sass ich im Bus nach Hause und da sass sie- im Bus vor mir-: die einzige Frau, die in den letzten zwei Tagen was wirklich guten, treffendes und ermutigendes gesagt hat: “You need to know for yourself who you are, what your goals are and who you wanna be”. Die junge Dame war etwa 8 Jahre alt und sagte es zu ihrer Mutter. Und da muss ich sagen, wenn das die neue spezies Frau in London ist, dann Hut ab und Cheers!
Ich jedefalls habe mir die Worte der kleinen Philosophin jetzt zu Herzen genommen und werde fortan auf mein eigenes Herz und meinen eigenen Kopf hören! Hehe
P.s. noch eine letzte opinion: Laut meiner Mitbewohnerin hätte ich gar nicht erst auf das Date gehen sollen!
So meinte meine eine Unikollegin: “Meine Güte, der ist so verliebt in dich! Ihr werdet bestimmt heiraten!”. Die andere meinte: “Der ist jetzt aber ganz klar nichts für dich: du hast andere Prioritaeten in deinem Leben. Du brauchst einen Mann, der dich unterstützt, und nicht noch fünf Koffer an Problemen mitbringt! - schreib erstmals eine Liste mit allen positiven und negativen Aspekten dieses Kerls.” Gut, taten wir. Konklusion: 10 negativ Punkte, 3 positiv Punkte (darunter u.a. sein grosser Penis- zeigt der Kerl ja auch ganz offen auf einem retro Urlaubsfoto, in einem Teich stehend). Mit dieser Liste ging ich dann zu meiner Freundin, die in einer Bar in Kings Cross arbeitet. Die aber wollte gar nichts von so einer “Scheiss Liste” wissen: solche Listen bringen nicht's!, so die Barfreundin. Warum sie nichts bringen, verriet sie mir auch nicht. Sie musste zurück zur Arbeit. Eine andere Freundin wollte von der Sache schon mal gar nichts wissen. Doof fand sie den Typen aus meinen Erzählungen sowieso.
Voll behindert die ganze Sache. Ich jedenfalls habe anhand der letzten zwei turbulenten Nachdate Tage dennoch etwas wahrlich wichtiges gelernt: Fuck 'em all. Fuck all these opinions! Und gerade als ich das dachte, sass ich im Bus nach Hause und da sass sie- im Bus vor mir-: die einzige Frau, die in den letzten zwei Tagen was wirklich guten, treffendes und ermutigendes gesagt hat: “You need to know for yourself who you are, what your goals are and who you wanna be”. Die junge Dame war etwa 8 Jahre alt und sagte es zu ihrer Mutter. Und da muss ich sagen, wenn das die neue spezies Frau in London ist, dann Hut ab und Cheers!
Ich jedefalls habe mir die Worte der kleinen Philosophin jetzt zu Herzen genommen und werde fortan auf mein eigenes Herz und meinen eigenen Kopf hören! Hehe
P.s. noch eine letzte opinion: Laut meiner Mitbewohnerin hätte ich gar nicht erst auf das Date gehen sollen!
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